Beim Video-Ident-Verfahren handelt es sich um ein sehr gängiges Verfahren, mittels dessen Sie sich bei der Kontoeröffnung gegenüber Banken legitimieren können. Durch die Legitimation per Video soll die Sicherheit erhöht werden, damit Konten nur auf real existierende Personen eröffnet werden. Leider wird das Video-Ident-Verfahren immer öfter von Betrügern genutzt.

Der Chaos Computer Club (CCC) hat aktuell deutliche Sicherheitslücken beim Video-Ident-Verfahren aufgedeckt. Dabei bedienen sich die Betrüger mehrerer Maschen, um eine fremde Identität zu nutzen. Falls Sie Opfer eines Video-Ident-Betruges sind, sollten Sie sich an einen Rechtsanwalt wenden.

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Video-Ident-Verfahren wird mittlerweile häufig genutzt, damit sich Kontoinhaber bei der Eröffnung eines Bankkontos identifizieren
  • Leider weist das Verfahren schon seit geraumer Zeit bekannte Sicherheitslücken auf, die leicht von Tätern ausgenutzt werden können
  • Zu den Betrugsmaschen zählen zum Beispiel angebliche Online-Bewerbungsverfahren, bei denen Sie das Video-Ident-Verfahren durchführen sollen
  • Es existieren mehrere Anzeichen für Video-Ident-Betrug, wie zum Beispiel Aufforderung zum Test des Video-Ident-Verfahrens
  • Wenn Sie Opfer eines solchen Betruges geworden sind, suchen Sie am besten einen Rechtsanwalt auf
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Sicherheitslücken beim Video-Ident-Verfahren

Grundsätzlich hat das Video-Ident-Verfahren als Identifizierungsmethode einige Vorteile, insbesondere:

  • Ortsunabhängige Legitimation per Video
  • Geringer Zeitaufwand
  • Identifizierung von Zuhause aus
  • Lediglich passendes Endgerät, zum Beispiel Smartphone, notwendig

Gerade diese schnelle und unkomplizierte Handhabung veranlasst immer mehr Täter zu einem Video-Ident Betrug.

Unter anderem der Chaos Computer Club hat festgestellt, dass es deutliche Sicherheitslücken beim Video-Ident-Verfahren gibt. Insbesondere existieren Möglichkeiten für eine Videomanipulation. Aber auch an anderen Punkten können die Betrüger mit relativ einfachen Mitteln das angeblich sichere System austricksen.

Die Computerexperten haben es beispielsweise geschafft, mit sehr einfachen Methoden eine Anmeldung unter falscher Identität vorzunehmen. Nimmt man dann noch den geringen Zeitaufwand in Kombination mit den einfachen Hilfsmitteln mit hinzu, handelt es sich durchaus um ein erhebliches Risiko.

Betrug durch Kontoeröffnung per Video-Ident

Den sogenannten Kontoeröffnungsbetrug gibt es momentan leider immer öfter. Die Täter veranlassen Sie dazu, zum einen Ihre persönliche Daten anzugeben. Zum anderen sollen Sie am Video-Ident-Verfahren teilnehmen, was der wichtigste Schritt beim Kontoeröffnungsbetrug darstellt. 

Die Täter können nun auf diese Weise auf Ihren Namen ein Bankkonto eröffnen und dies für ihre Zwecke missbrauchen. Sie hingegen wissen nichts davon, dass die von Ihnen durchgeführte Video Legitimation einem ganz anderen Zweck als angegeben diente.

Wer haftet für Bankgeschäfte unter falschem Namen?

Die Folge des Video-Ident Betrugs ist fast immer ein sogenannter Identitätsdiebstahl. Die Betrüger verkaufen anschließend beispielsweise unter Ihrem Namen und mit Ihrer Bankverbindung Produkte im Internet, die dann gegen Vorkasse vom Käufer bezahlt werden. 

Die Waren werden dann selbstverständlich nie versendet. Bei Bankgeschäften unter falschem Namen stellt sich die Frage, wer dafür haftet. In erster Linie kommt es darauf an, wie hoch Ihr Verschuldungsgrad als Opfer ist. Es geht also um den Anteil einer möglichen Mitschuld, insbesondere auf Basis des Paragraphen 254 BGB. Hier sind die „Grundsätze des Mitverschuldens“ verankert.

Aufgrund dieser Tatsache ist es immer eine Einzelfallentscheidung, wer letztendlich für die Bankgeschäfte unter falschen Namen haftet. Beim Phishing zum Beispiel ist es oft relativ eindeutig, dass die Bank in den meisten Fällen die Haftung übernehmen muss. Beim Video-Ident Betrug stellt sich die Lage jedoch meistens deutlich komplizierter dar.

Masche der Video-Ident Betrüger

Selbst die BaFin hat Video-Ident Betrug schon auf ihre Warnliste geschrieben, da sich die Betrugsfälle deutlich häufen. Die Maschen der Betrüger sind unterschiedlich. Allerdings wird in der letzten Zeit vor allem eine Betrugsvariante relativ häufig verwendet. Diese basiert auf gefälschten Stellenanzeigen.

Angesprochen werden demzufolge vorrangig Jobsuchende, die sich auf eine ausgeschriebene Stelle bewerben möchten. Zu diesem Zweck geben die Betrüger vor, dass dazu ein Online-Bewerbungsverfahren notwendig wäre. Im Rahmen dieses Verfahrens sollen sich die Bewerber bei einer angeblichen Partnerbank des Arbeitgebers identifizieren.

Im zweiten Schritt sollen die Bewerber entweder einen Link anklicken oder eine bestimmte App installieren. Über die Applikation soll dann die Identifikation stattfinden. Die Opfer sind in dem Glauben, dass Sie die geforderte Identifikation für den Arbeitgeber vornehmen. Stattdessen findet ein Identitätsnachweis für eine Kontoeröffnung statt. In der Folge können die Betrüger dann die Identitätsdaten das Kontoinhabers für ihre Betrügereien nutzen.

Die Betrugsmasche läuft also oft in folgenden Schritten ab:

  • Sie reagieren auf eine Stellenausschreibung
  • Täter fordern Sie zur Teilnahme am Video-Ident-Verfahren auf 
  • Sie sollen eine App herunterladen und installieren
  • Video-Ident-Verfahren wird durchgeführt, jedoch unter falscher Verwendung
  • Täter eröffnen Konto auf Ihren Namen und haben den alleinigen Zugang
  • Folge: Betrug durch Warenverkauf oder Geldwäsche über das Konto 

Ausweisdiebstahl: Unterwegs oder im Internet

In der Praxis gibt es mehrere Methoden, wie Betrüger an die sensiblen Daten der Kunden gelangen, die sie dann für einen Video-Ident Betrug nutzen. Eine Variante ist die älteste, nämlich entweder der Ausweisdiebstahl unterwegs oder der Diebstahl der Ausweisdaten im Internet. Der klassische Diebstahl findet offline statt, zum Beispiel an folgenden Orten:

  • Supermarkt
  • Kaufhaus
  • Trödelmarkt
  • Veranstaltungen

Die Täter stehlen also Ihren Personalausweis und können diesen anschließend im Rahmen einer Legitimation nutzen, um auf Ihren Namen Konten zu eröffnen. Der gleiche Vorgang basiert darauf, dass Ausweisdaten im Internet gestohlen werden. Diese Daten sind zum Beispiel bei manchen Anbietern gespeichert, bei denen Sie ein Konto eröffnet haben oder sich aus anderen Gründen legitimieren mussten.

Ausweisfälschung: Falscher Ausweis mit Ihren Daten

Neben dem Diebstahl Ihres Ausweises nutzen manche Betrüger die Option, einen Ausweis zu fälschen. Während eine solche Fälschung manchmal bei physischer Vorlage des Personalausweises entdeckt werden kann, ist die Chance beim Video-Ident-Verfahren deutlich geringer. Dort müssen Sie Ihren Ausweis lediglich in die Kamera halten, sodass Fälschungen wesentlich schwerer zu erkennen sind.

Den gefälschten Ausweis nutzen die Betrüger anschließend natürlich ebenfalls, um auf Grundlage Ihrer Identität zum Beispiel ein Konto zu eröffnen. Sie haben dann in der Folge mitunter Probleme, ersteinmal glaubhaft zu machen, dass nicht Sie die Eröffnung des Kontos veranlasst haben.

Video-Ident: Ähnliches Gesicht oder Videomanipulation

Neben dem Ausweisdiebstahl und der Fälschung von Ausweisen gibt es leider noch zwei weitere Grundlagen für den Video-Ident Betrug. Zum einen nutzen die Täter manchmal ein ganz ähnliches Gesicht beim Ausweis oder es findet zum anderen eine Videomanipulation statt. 

Dies wird manchmal noch dadurch unterstützt, dass die Webcam-Verbindung im Rahmen der Legitimation mitunter sehr schlecht ist. Mitunter achten die Mitarbeiter, welche die Legitimation durchführen, nicht besonders auf den Abgleich von Gesicht und Ausweisfoto. Besonders bei ähnlichen Gesichtern ist es daher relativ einfach, die Identifizierung mit den falschen Daten vornehmen zu lassen.

Mit relativ geringem, technischem Aufwand ist es ebenfalls möglich, die Videoübertragung zu manipulieren. So werden zum Beispiel schlichtweg zuvor aufgezeichnete Videos bei der Live Übertragung abgespielt, statt dass die entsprechende Person tatsächlich in dem Moment vor der Webcam sitzt.

Anzeichen für Video-Ident Betrug

Zwar ist ein möglicher Video-Ident Betrug nicht leicht zu erkennen. Dennoch gibt es einige Anzeichen, die auf eine solche Betrugsmasche hindeuten. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Video-Ident-Verfahren wird bei Jobangeboten verlangt
  • Sie sollen ein (neues) Video-Ident-Verfahren testen
  • Kein persönlicher Kontakt im Rahmen Bewerbungsverfahrens möglich
  • Ungereimtheiten bei einem Stellenangebot
  • Video-Ident-Verfahren wird mehrfach unterbrochen bzw. auffällig schlechte Verbindung

So lösen Sie mit CDR Legal Ihr Problem

In nicht wenigen Fällen müssen Sie bei einem Video-Ident Betrug glaubhaft machen müssen, dass nicht Sie für die Eröffnung des Kontos verantwortlich waren. Häufig ist das nicht ganz einfach, denn immerhin liegen Ihre Ausweisdaten vor. Zudem gibt es öfter - je nach Betrugsmasche - erheblichen Ärger mit weiteren Geschädigten, wenn nämlich Gelder auf ein Konto mit Ihrem Namen geflossen sind.

Da es sich beim Video-Ident Betrug und den Folgeschäden häufig um relativ komplexe Fälle handelt, ist die Beratung durch einen Rechtsanwalt empfehlenswert. Die Kanzlei CDR-Legal zum Beispiel ist auf Bank- und Kapitalmarktrecht spezialisiert. In diesen Bereich fallen auch Betrugsfälle im Bereich Video-Ident. CDR-Legal hilft Ihnen unter anderem dabei, eine Haftung abzuwehren.